08.11.2019
Freie Wähler informieren über Rodinger Bad

Bevor Alexandra Riedl, die Vorsitzende der Freien Wähler Roding, die Besucher begrüßen konnte, mussten Stühle herangeholt werden, damit jeder Interessierte einen Sitzplatz im Nebenraum der Stadthalle  bekommen konnte. Riedl freute sich über den großen Zuspruch und betonte, dass der Abend dazu genutzt werden solle, die Bevölkerung umfassend über den Bau eines Ganzjahresbades und auch der Möglichkeit der Sanierung ders Freibads zu informieren.

Dritter Bürgermeister Alfred Wittmann übernahm die Moderation und blickte zurück auf die Planungen im Stadtrat seit 2011. Seit langem sei bekannt, dass das Rodinger Freibad marode sei und unbedingt etwas gemacht werden müsse. Man begann zu planen und einige Stadträte verschafften sich bei einer Bäderfahrt ein Bild von möglichen Lösungen. Die Betreiber berichteten allerdings schon damals von einem Betriebskostendefizit von mindestens einer Million Euro. Die Idee wurde weiter verfolgt und 2015 wurde dem Stadtrat eine konkrete Planung vorgelegt. Die Umsetzung scheiterte allerdings an der fehlenden bzw. unklaren Bezuschussung. Nachdem klar war, dass die gewünschte Förderung ausblieb, gab Bürgermeister Franz Reichold im Dezember 2018 in einer Presseerklärung bekannt, das Ganzjahresbad sei gestorben. Im Mai sei dann für die Stadträte etwas überraschend und auch kurzfristig die Abstimmung für ein Ganzjahresbad auf der Tagesordnung gestanden. Die Freien Wähler hätten angesichts der Tragweite der Entscheidung dafür plädiert, dies dem nächsten Stadtrat zu überlassen und die Bürger in einem Ratsbegehren miteinzubeziehen. Der Antrag auf ein Ratsbegehren wurde allerdings von der CSU-Mehrheit abgelehnt. Erst nachdem von der FDP ohne Absprache mit den anderen Fraktionen ein Bürgerbegehren initiiert wurde, habe sich die CSU besonnen und für ein Ratsbegehren gestimmt. Nun habe der Bürger die echte Entscheidungsmöglichkeit zwischen dem Bau eines Ganzjahresbades und der Generalsanierung des Freibades abzustimmen. Die Briefwahlunterlagen seien verteilt und man hoffe auf eine rege Beteiligung am Bürgerentscheid.

Neu sei auch, dass es im Gegensatz zu früher eine Förderung für die Sanierung von Freibädern gebe. Bauminister Reichardt habe je nach Finanzlage einer Kommune bis zu 55% Förderung zugesagt. Wittmann berichtete noch von interessanten Gesprächen mit den Bürgermeistern von Eggenfelden und Auerbach, die ihre Freibäder sanieren. Unter anderem wurde dabei das Ganzjahresbad in Pegnitz, das mit dem Rodinger Neubau vergleichbar sei und auch vom gleichen Planer entwickelt wurde, als Millionengrab bezeichnet.

Zusammenfassend brachte Wittmann seine Bedenken auf drei Punkte: Die prognostizierten Besucherzahlen von 213.000 pro Jahr seien kaum zu erreichen, die Gewerbesteuer werde mit Sicherheit zurückgehen und die Höhe der Baukosten werde erfahrungsgemäß selten bis nie eingehalten. Die Frage sei: „Können und sollen wir uns ein Ganzjahresbad leisten oder nicht?“

Bei der regen Diskussion im Anschluss kamen Gegner und Befürworter eines Ganzjahresbades ausführlich zu Wort. Themen waren dabei die Besucherzahlen und ob bei der reduzierten Wasserfläche die Leute überhaupt Platz im Wasser hätten. Eine Frage richtete sich nach der Nutzung während der Bauzeit. Ein Mittelschullehrer machte deutlich, dass aus Sicht des Schulsports ein Ganzjahresbad eine deutliche Verbesserung des Angebots bedeuten würde. Es wurde auch beklagt, dass das Hallenbad unattraktiv sei und der Landkreis hier in der Pflicht stehe, zu sanieren oder neu zu bauen. Die zugesagten 1,5 Millionen seien zu wenig und der Kreistag solle hier Roding mehr unterstützen. Es wurde auch die Einseitigkeit des Informationsflyers der Stadt bemängelt, was aber durch die zweite Broschüre ausgeglichen wurde. Auch sei die Zufahrt zum Bad für einen so großen Ansturm nicht geeignet. Die Befürworter des Ganzjahresbades gingen davon aus, dass die vorgelegten Zahlen stimmen und dass die Finanzierung machbar sei. Das Bad sei wichtig für Roding und ein weicher Standortfaktor, der die Stadt für Arbeitnehmer und ihre Familien attraktiver mache. Das Ganzjahresbad sei 12 Monate nutzbar und nicht nur 12 Wochen. Schwimmen könne das ganze Jahr über gelernt werden und ein Erlebnisbereich für Kinder stelle ein Alleinstellungsmerkmal dar. 

Stadtrat Dr. Reinhold Schoierer wies auf die Schuldenbremse hin: „Zur Stabilisierung der Finanzen muss die Schuldenbremse eingehalten werden. Wir haben viele andere Aufgaben“ Als Beispiele wurden der Hochwasserschutz in Mitterdorf, die Sanierung von Straßen, das Rehabilitationskonzept für die Wasserversorgung, der Kanalbau und die Sanierung der Pausenhöfe an der Grund- und Mittelschule Roding genannt. Stadtrat Josef Messerer meinte, das bisher geplante Ganzjahresbad sei eine Null-acht-fünfzehn-Lösung und um die Attraktivität zu steigern solle man, egal wie die Abstimmung beim Bürgerentscheid ausgehe, einen Architektenwettbewerb ausschreiben. Dabei würden zwar (überschaubare) Kosten entstehen, aber wenn die klügsten Köpfe Deutschlands oder Europas überlegten, wie innerhalb eines vorgegebenen Kostenrahmens die beste Lösung für Roding aussehen könne, werde das die Attraktivität und die Besucherzahlen merklich steigern. 

Alexandra Riedl bedankte sich am Ende für die rege und offene Diskussion. „Jeder Bürger ist frei in seiner Entscheidung. Wir wünschen uns eine verantwortungsbewusste Abstimmung zum Wohle unserer Stadt und seiner Bürger.“